PENTIMENTI [2011]

PENTIMENTI

07.11.2011 – 18.11.2011

Lichthof Ost in der Humboldt-Universität zu Berlin

1. Eröffnung am 7. November 2011, 19.00 – 22.00 Uhr
2. Eröffnung am 14. November 2011, 19.00 – 22.00 Uhr

Als Inspiration für PENTIMENTI diente eine kürzlich von Konservatoren des Schlossmuseums in Weimar gemachte Entdeckung: Unter einem Christusbildnis des venezianischen Künstlers Jacopo de’ Barbari (um 1503) brachten Röntgenaufnahmen ein weiteres Bild zum Vorschein. Offenbar hatte Barbari die Gesichtszüge Christi auf der gleichen Leinwand zuvor schon einmal verwendet, damals allerdings zur Darstellung des abgeschlagenen Hauptes Johannes des Täufers. Der gleichzeitige Blick auf das sichtbare Bild und die Röntgenaufnahme des Verborgenen beunruhigt. Die geisterhaften Portraits bespuken sich gegenseitig und konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Dabei heben sie sich allerdings wechselseitig hervor, anstatt den zu erwartenden Hierarchien zwischen Original und nachträglicher Hinzufügung, Oben und Unten, erster und zweiter Schicht zu gehorchen.

Eine ähnliche Verwirrung will die Ausstellung PENTIMENTI stiften. Entgegen der White Cube-Gepflogenheit, allen Werken einer Ausstellung größtmöglichen Raum zur Entfaltung zu schenken, bauen die Künstler nicht gleichzeitig und mit Sicherheitsabstand zueinander ihre Arbeiten auf, sondern betreten den Raum stattdessen nacheinander über einen Zeitraum von drei Wochen. Während der erste Künstler den leeren Raum durch eine große, raumgreifende Arbeit definieren kann, liegt der Reiz für die Nachfolger in der Möglichkeit zur Reaktion. Bereits bestehende Schichten können aggressiv konfrontiert oder lediglich behutsam ergänzt werden.

Warum Barbari ein bereits fertiggestelltes Bild mit einem anderen übermalte, ist heute nicht mit Sicherheit festzustellen. Doch auch ohne seine Motive genau zu kennen, lassen sich durch den praktischen Nachvollzug seiner Entscheidung Fragen behandeln, die über das Ausstellungsarchitektonische hinausgehen. Der Installationsprozess kann zum tätigen Nachdenken über die Auswirkungen der digitalen Revolution auf unsere Fähigkeiten und Gewohnheiten der Informationsverarbeitung werden. Wenn Globalisierung und Internet die Welt tatsächlich „verflachen“ und sprichwörtlich alles gleichzeitig passieren lassen, welche Chancen liegen dann in der bewussten Entscheidung, das Eine nach dem Anderen zu tun und zu sehen?

Künstler*innen

Albert Coers
Kasia Fudakowski
Florian Goldmann
Hadley+Maxwell
Wilhelm Klotzek
Oliver Laric
Christian Schellenberger

Kuratiert von Gregor Quack und Max Seemann.

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